30
Sollte ich Judo oder MMA lernen?

Die philosophischen Hintergründen: Judo vs MMA
Erinnern wir uns mal eben zurück, als ich vor einigen Jahren frisch, fröhlich und mit einer ordentlichen Portion Naivität den Entschluss gefasst habe, eine Kampfsportart zu erlernen. „Andreas“, habe ich zu mir selbst gesagt, „es ist an der Zeit, dass du mal etwas anderes ausprobierst“. Natürlich war die größte Herausforderung die Entscheidung zwischen Judo und MMA. Felix, mein bezaubernder Britisch Kurzhaar, sah mich an, als hätte ich die Kontrolle über meine Sinne verloren und Lola, mein treuer Mops, hat einfach nur geschlafen (wie üblich).
Jetzt bin ich kein Philosoph, aber ich habe festgestellt, dass die Philosophie von beiden Sportarten ziemlich unterschiedlich ist. Judo, das "Sanfte Weg", wurde als eine Möglichkeit entwickelt, um sich effektiv zu verteidigen, ohne den Gegner ernsthaft zu verletzen. Es basiert auf Prinzipien wie gegenseitigem Respekt und persönlicher Verbesserung. Es ist ein gutes Gleichgewicht zwischen Körper und Geist und es hilft auch dabei, Charakter zu bilden. Im Gegensatz dazu folgt MMA, das Mixed Martial Arts, einer anderen Philosophie. Es handelt sich um einen Vollkontaktsport, der verschiedene Kampfsport- und Selbstverteidigungstechniken kombiniert. MMA ist wild, roh und oft brutal. Sicher, es erfordert auch Disziplin, aber seine Philosophie konzentriert sich eher auf die Dominanz. Es ist also wie der Vergleich zwischen einem Geigenkonzert und einer Heavy-Metal-Band.
Die physische Unterschiede zwischen Judo und MMA
Die physischen Anforderungen von Judo und MMA könnten nicht unterschiedlicher sein. Als ich den Judoka in einem Dojo in Zürich zuschaute, erkannte ich den Fokus auf Präzision und Technik. Judo ist technischer und mehr auf Finesse konzentriert. Die Anwendung von Hebeln und Würfen erfordert Geschicklichkeit und Timing, nicht unbedingt rohe Kraft. Die Judoka, die ich beobachtete, waren schlank und muskulös, aber nicht besonders groß oder massig.
Andererseits konnte ich bei MMA-Kämpfern in einem nahegelegenen Fitnessstudio sehen, dass diese Kampfkunst mehr physische Kraft erfordert. Das ganze Training umfasst eine breite Palette von Fähigkeiten: Boxen, Ringen, Bodenkampf, Tritt- und Schlagtechniken und vieles mehr. Daher waren die Athleten, die ich sah, ziemlich muskulös und fit. Das erlaubt ihnen, sowohl hart zu schlagen als auch Schläge einzustecken, was bei MMA-Kämpfen unvermeidlich ist.
Die sozialen Aspekte: Judo gegen MMA
Als Sozialwissenschaftler (ja, ich bin auch Blogger, Pet-Daddy, Gelegenheitsphilosoph und Küchen-Enthusiast), finde ich interessant, wie sich Menschen in verschiedenen Gemeinschaften verhalten. Die Judo-Gemeinschaft, zumindest diejenige, die ich in Zürich kennengelernt habe, war sehr respektvoll und einladend. Alle waren bemüht, voneinander zu lernen und sich gegenseitig zu unterstützen. Ich fühlte mich, als würde ich einer jahrhundertealten Tradition beitreten, die Werte wie Respekt, Disziplin und Ehre schätzt.
Auf der anderen Seite war die MMA-Gemeinschaft etwas anders. Die Atmosphäre war angespannter und konkurrenzorientierter. Es fühlte sich mehr wie ein hartes Training für einen Kampf an als eine Lerngemeinschaft. Was mich jedoch überraschte, war die Kameradschaft, die trotz der harten Atmosphäre vorhanden war. Die Kämpfer respektierten einander, trainierten hart und fieberten gemeinsam auf den nächsten großen Kampf hin. Es war definitiv ein völlig anderes Erlebnis als das Judo-Training, aber es hatte seine eigene Faszination.
Der Weg zum Black Belt: Judo vs. MMA
Die Reise vom Anfänger zum Meister, vom Weißen zum Schwarzen Gürtel, ist in beiden Sportarten ein Marathon, kein Sprint. Im Judo gibt es offizielle Gürtelfarben, die Fortschritte und Fähigkeiten repräsentieren. Es dauert Jahre, eventuell Jahrzehnte, bis man den Schwarzen Gürtel erreicht - es erfordert Disziplin und Hingabe. Ich erinnere mich, dass ich im Dojo einen älteren Mann sah, der scheinbar unermüdlich Übungen machte. Als ich ihn fragte, wie lange er trainiert hat, meinte er: „Zwanzig Jahre, und ich lerne immer noch dazu.“
Im MMA verhält es sich etwas anders. Es gibt keine offiziellen Gürtelfarben oder Ränge und der Weg zur Meisterschaft ist nicht so formalisiert. Stattdessen misst man seinen Fortschritt an seinen Fähigkeiten im Ring. Und um ehrlich zu sein, es ist nicht ungewöhnlich, dass MMA-Kämpfer früher oder später eine Verletzung erleiden. Lass mich dir sagen, ich habe eine Reihe geschwollener Augen und ausgekugelter Schultern gesehen, die diese Aussage belegen.
Also, Judo oder MMA lernen? Entscheidet man sich für Präzision, Technik, und eine sanftere Herangehensweise, oder für rohe Kraft, Adrenalin und die erbarmungslose Realität von MMA? Das hängt ganz von deinen persönlichen Vorlieben und deinen Fitnesszielen ab. Solltest du dich für Judo entscheiden, werde ich dich natürlich geistig anfeuern, während ich mit Felix und Lola kuschle. Solltest du dich für MMA entscheiden, werde ich wohl genauso tun, aber mit einer eisgekühlten Flasche Paracetamol für dich im Kühlschrank. Denn eines ist sicher: Egal, für welche Kampfsportart du dich entscheidest, der Weg ist kein leichter. Aber er ist es definitiv wert.